Spendensocke 2020

Seit Monaten lesen wir immer wieder sehr bedrückende und menschenunwürdige Nachrichten aus den Flüchtlingslagern in Griechenland.
Seit Monaten wird dieses Thema immer wieder nach hinten gereiht und fast ein wenig vergessen, weil im Moment ein Virus die Welt beschäftigt. Uns eingeschlossen.
Seit Monaten trifft dieses Virus auf Lesbos auf die sowieso schon unglaublich herausfordernde Situation, die durch ein Feuer, den schnell einbrechenden Winter und die geschlossenen Türen zum restlichen Europa für die Menschen vor Ort oft unüberwindbar scheinen muss.

Auf Lesbos wohnen tausende Menschen – jung und alt – die sich auf einen Weg gemacht haben, von dem sie wussten, dass er nicht leicht wird. Die diesen Weg trotzdem auf sich genommen haben, weil die Situation in ihrer Heimat zu gefährlich oder aussichtslos war. Nun sitzen sie in den Lagern auf Lesbos fest, können und dürfen nicht weiter. 

DANKE!

Gemeinsam haben wir sooooo viele Socken gestopft!

€1000 unter Freunden – das war unser Ziel. Sehr bald schon merkten wir, dass wir unrealistisch waren. Denn so viele Menschen bedankten sich dafür, dass sie mitmachen durften. So unglaublich viele Menschen! Und so konnten wir am Ende über €63.000 sammeln. Gemeinsam. Denn auch der Tatendrang vermehrt sich, wenn man ihn teilt! Das Spendenkonto ist nun geschlossen. Jetzt sind wir am Sortieren, am Vernetzen, am Denken! Denn der Tatendrang bleibt. Bemühungen, 100 Familien mit positivem Asylbescheid aus dem Lager Kara Tepe nach Österreich zu bringen ist der aktuelle Fokus unserer Initiative – gemeinsam mit anderen Organisationen, Initiativen und Privatpersonen.

Es begann mit der Frage:
Was können wir tun?

Dem Team von Tatendrang ist klar, dass eine reine Spenden-Aktion keine nachhaltige Lösung ist. Daher fahren wir gleichzeitig zwei Schienen:

  • Wir wissen, dass wir Platz haben, hier in Vorarlberg, hier in Österreich, und bleiben mit gleichgesinnten Organisationen und Politiker*innen am Thema, um Druck auf die Regierung aufzubauen und gemeinsam eine menschenwürdige Lösung zu finden, geflüchtete Menschen aus den griechischen Lagern aufnehmen zu können.
  • Wir wissen auch, dass wir diesen Menschen im Moment bei uns noch kein Zuhause anbieten können, OBWOHL wir Platz haben. Dass sie sich vor Ort am dringendsten nach einem menschenwürdigen Leben sehnen, nicht nach einer neuen Decke. Die Decken, Socken und Winterjacken werden ihnen dennoch das Leben im Lager ein kleines bisschen erträglicher machen. In einem ersten Schritt.

Was wird vor Ort gebraucht?

Während wir hier in Österreich über unsere Netzwerke intensiv am Thema weiterarbeiten, haben wir uns daher mit Doro Blancke und Helga Longin vernetzt. Die zwei Österreicherinnen sind zur Zeit auf Lesbos und arbeiten eng mit der lokalen Hilfsorganisation “Home for All”  zusammen. Sie sind für die Hilfe im neuen Flüchtlingslager Karatepe akkreditiert, und gehören somit zu den Wenigen, die noch Zugang zum mittlerweile abgeschlossenen Lager haben – denn auch Griechenland ist im Lockdown. Doro Blancke berichtet auf ihrem Blog von ihrer täglichen Arbeit für die Menschen in Karatepe von überfüllten Sommerzelten, von Regenrinnen, die dem Regen nicht standhalten können, von alten und jungen Menschen, Gesunden und Kranken, Familien und Alleinreisenden.

Wir alle fürchten uns sehr vor den Winterregen, wissen wir doch genau, was es in der Praxis für die Menschen hier bedeutet. Ihr weniges Hab und Gut nass, kaum eine trockene Schlafgelegenheit, frierende Kinder, kranke, unterkühlte Menschen„, schreibt sie.

Im Austausch mit Doro und Helga haben wir erfahren, was sie wirklich brauchen: Spendengeld, um ihre tägliche Arbeit im Camp und Hilfsgüter für die Grundversorgung der Menschen zu finanzieren! Daher wollen wir Socken stopfen!

Im Advent 2020 haben wir Menschen eingeladen, einer einsamen Socke ein Zuhause zu geben. Diese stand für die fehlenden Socken und Menschenwürde auf Lesbos. Wir wussten, dass Weihnachten im Jahr 2020 aufgrund von Corona anders sein würde – und trotzdem wollten wir Weihnachten machen, indem wir nicht mehr wegschauten und einen kleinen Beitrag zur Linderung der Not von geflüchteten Menschen am Rande von Europa, inmitten der EU, leisteten. Was dabei herausgekommen ist, das durftet ihr oben schon lesen.